Vogelherz by Clive Woodall

Vogelherz by Clive Woodall

Autor:Clive Woodall [Woodall, Clive]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
veröffentlicht: 2012-09-20T22:00:00+00:00


***

Später versammelten sich die Scharen vor ihm. Ein Meer von Gesichtern, funkelnden Augen, glänzenden Schnäbeln. Hunderte von Elstern, Rabenkrähen, Saatkrähen und anderen Rabenvögeln füllten die Arena und warteten in völligem Schweigen darauf, dass ihr Herrscher das Wort ergriff. Slyekins Handlanger kamen zu ihm, um zu fragen, wann gefressen würde.

»Das große Festessen beginnt nach meiner Krönung. Dann können sich alle gütlich tun, während sie zusehen, wie die Eulen sterben. Bringt Traska lieber jetzt schon etwas – er benötigt Kraft für später. Aber macht euch nicht die Mühe, den übrigen Gefangenen zu fressen zu geben. Das wäre reine Verschwendung, meint ihr nicht auch?«

Slyekin und die gewaltigen Krähen lachten boshaft. Dann, als seine Handlanger gingen, um ihren Auftrag zu erfüllen, trat Slyekin vor und richtete das Wort an seine Zuhörer.

»Meine Getreuen, meine Untertanen«, begann er mit großer Geste. »Das diesjährige Große Fest wird, wie ich hoffe, für uns alle ein ganz besonderes Ereignis. Ich weiß, dass ihr eines Tages euren Kindern davon erzählen werdet. Wir haben lange darauf gewartet und so schwer dafür gearbeitet, dies zu erreichen. Mein Genie hat uns so weit gebracht, und es wird uns zu noch größerem Ruhm führen. Es ist uns gelungen, die niederen Vogelarten bis auf ein paar läppische Überbleibsel auszurotten, und ich möchte sagen, wir hatten unseren Spaß dabei! Wir haben die alte Ordnung überwunden. Der Rat der Zwölf diktiert nicht länger das Gesetz Vogellands, und heute werdet ihr Zeugen seiner völligen Auslöschung werden. Nichts kann sich unserem gemeinsamen Vormarsch in den Weg stellen. Kein Gegner wäre stark genug, uns zu trotzen. Wir sind eine unbesiegbare Armee, und mit wem auch immer wir es in Zukunft aufnehmen, der wird uns unterliegen.«

Slyekin legte eine Pause ein, um den tosenden Applaus entgegenzunehmen, der sich unweigerlich aus der versammelten Menge erhob. Allerdings entging ihm nicht, dass bei bestimmten Teilen der Zuhörerschaft der Jubel weniger enthusiastisch war. Auf diese richtete sich der Blick seiner schwarzen Perlaugen, als er fortfuhr:

»Ich verlange nichts Geringeres als vollständige Loyalität. Aber ich verspreche euch auch nichts Geringeres als einen vollständigen Sieg! Heute werdet ihr zu eurer Unterhaltung Zeugen der letzten Ratssitzung der Eulen werden. Sie haben in ihrer Weisheit beschlossen, die Vorherrschaft abzutreten. Jahrhundertelang waren sie die Gesetzesschmiede, die Gesetzesmacher. Nun sind sie überflüssig geworden. Sie haben erkannt, dass nunmehr eine Intelligenz, die der ihren überlegen ist, die Regeln aufstellt. Heute werden sie mich zum rechtmäßigen König über euch alle, ja, über ganz Vogelland krönen. Dann werden sie ihren Rat auflösen und abdanken. Ich versichere euch, sie werden nicht viel Zeit haben, ihren Ruhestand zu genießen. Anschließend werden wir uns an den Speisen aus unserem nicht unbeträchtlichen Vorrat gütlich tun, und danach dürft ihr selbst für Unterhaltung sorgen!«

Eine weitere Welle heiseren Jubelgeschreis erhob sich aus der Arena.

Jede der Eulen nahm nun ihren angestammten Platz in der Ratsrunde ein, Slyekin jedoch usurpierte den Platz der Großen Eule in der Mitte des Kreises. Einen der niederen Ränge musste er mit einem Ersatzvogel besetzen, da der eigentliche Inhaber die erzwungene Anreise nicht überlebt hatte.

Während dieser Vorbereitungen rief Slyekin einen seiner Getreuen zu sich.



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